Der Tanz der Merkwürdigkeiten
Ich hatte mich grade aus dem Restaurants des Hotels zurückgezogen und war aufs Zimmer gegangen, um meine Unterlagen zu sortieren. Da klopfte es auch schon überaus energisch an der Tür. Ich hatte grade alle Unterlagen auf dem Tisch abgelegt und überlegte noch, dass es eigentlich nur Sullivan sein konnte der so schnell an diese Tür klopfte. Ich ging zur Tür und öffnete sie und ein Mann platzte in mein Hotelzimmer. Er trug einen Mantel in einem dunkelblauen Farbton. Ich erkannte sofort, dass es ein überaus teurer Mantel war und war etwas überrascht weil er so hineinstürzte. «Ich brauche Ihre Hilfe Mr. Obey.» sprach er mich sofort an und ich war noch immer etwas perplex da ich ihn ja nichtmal hinein gebeten hatte. «Woher kennen Sie meinen Namen, wer sind sie und wobei kann ich helfen?» fragte ich sogleich und auch wenn ich ein komisches Gefühl hatte, war doch meine Neugier auf gewisse Weise da. Der Mann war dünn, recht groß, sein Gesicht sah sehr abgemagert aus und ich hatte ihn nach dem ersten Eindruck so auf Mitte 50 geschätzt. «Mein Name ist Orlein Henry, ich bin Besitzer der lokalen Privatbank in Bigsbytora. Ich habe mich vor 2 Stunden mit ihrem Freund Mr. Sullivan getroffen, es ging um das Anwesen der Dunkins.» platzte es förmlich aus dem Mann heraus. «Ich schlage vor wir setzen uns erstmal, sie atmen kurz durch. Und dann erklären sie mir alles in Ruhe. Möchten Sie etwas trinken?» fragte ich und so wie er mir alle Informationen präsentierte konnte ich bisher noch gar nicht helfen. Er schien komplett ausser Atem zu sein.
Der Mann nickte. Er legte seinen Mantel ab und darunter war ein edler Anzug versteckt. Er setzte sich und ich bemerkte aus dem Augenwinkel, dass seine Hände leicht zitterten. Irgendwas muss vorgefallen sein. «Sie kennen meinen guten Freund Piet Sullivan ?» fragte ich beiläufig während ich ihm aus der Minibar ein Glas Whisky einschenkte und es ihm reichte. Er kippte das Glas in einem Zug runter und sackte dann ein bisschen im Sessel, auf dem er Platz genommen hatte zusammen. «Vor 2 Stunden traf ich Mr. Sullivan in der Stadt vor einem Laden für antike Hölzer. Wir kannten uns von früher und ich schätze ihn sehr da er eine gute Auffassungsgabe für Probleme hat. Doch mir fiel auf das Mr. Sullivan beunruhigt war und immer wieder in den Laden für Antike Hölzer schaute.» erklärte mir der Mann und schaute in sein leeres Glas während er versuchte sich zu beruhigen. «Ich ging als zu ihm und fragte ihn, ob ich helfe könnte» führte er weiter aus und dachte dann für einen Moment nach, während er in Richtung des Hotelzimmers blickte. «Wo ist Piet, ähm Mr. Sullivan jetzt?» versuchte ich dann weitere Informationen zu erhalten. Seine Stimme begann nun sehr zittrig zu werden und er schaute mich an. «Ich…. ich weiß es wirklich nicht….» sagte er dann leise. «Wir unterhielten uns einen Moment und er meinte, er hätte zwei mysteriöse Männer mit diesem Laden für Antike Hölzer in Verbindung gebracht und das dieser Laden mit dem Anwesen der Dunkins in Verbindung stehen würde. Wissen Sie denn nicht, dass das Anwesen der Dunkins ein verfluchter Ort ist?» der Mann schaute mich ernst an. Ich wusste in diesem Moment gar nichts darauf zu antworten und fragte weiter: «Wo ist Mr. Sullivan?» «Also er hatte dann mit mir etwas gesprochen und nach einiger Zeit fragte er mich, ob ich nicht Schmiere stehen könnte während er sich in dem Laden mal umsehen würde. Er gab mir dann noch Ihre Adresse und Zimmernummer und wenn etwas passieren würde, sollte ich zu Ihnen kommen.» führte der Mann aus und mir erschloss sich langsam warum dieser Mann mich so zielsicher gefunden hatte.
«Also ich erzähl dann mal weiter, Mr. Sullivan ging also in den Laden rein. Ich blieb dort auf der anderen Straßenseite stehen und hatte mir eine Zeitung besorgt und mich auf eine Bank gesetzt um nicht weiter aufzufallen. Da ich ja nun dort alleine herumstand. Mr. Sullivan ging hinein und wurde kurz darauf von einem Mitarbeiter angesprochen, den er wohl erstmal abwimmeln konnte. Er schaute sich aufmerksam um und grade als er etwas entdeckt hatte, gingen im gesamten Laden die Lichter aus und die Sicherheitsrolladen fielen runter so dass eine Einsicht in den Laden nicht mehr möglich war. Ich bekam natürlich sofort Panik.» Der Mann schien völlig fertig mit den Nerven und ich stand auf und machte ihm nochmals sein Glas ein bisschen voll. Als ich mich wieder zu ihm setzte bedankte er sich und atmete kurz durch. «Ich wusste nicht, ob ich nun direkt zu Ihnen kommen sollte oder erstmal abwarten was dort passieren würde. Ich kenne den Laden und weiß dass es nur den Eingang vorne gibt. Daher entschied ich zu bleiben und abzuwarten. Wenn sie Mr. Sullivan wegschaffen würden, müsste ich ja wissen wohin.» führte der Mann aus.
«Und was passierte dann? Sie haben gewartet, was veranlasste Sie dann doch hier her zu kommen?» fragte ich nach, weil das nicht die ganze Geschichte sein konnte. Er nahm einen kleinen Schluck aus seinem Glas und nickte: «Sie haben Recht, das war noch nicht alles. Kennen Sie den Laden?» fragte er nach und ich merkte dass diese Frage eigentlich nur rethorisch gemeint war. Denn er erzählte direkt weiter: «Diesen Laden kann man von der Straße bis nach hinten durch einsehen. Bis auf ein Regal gibt es dort keine Möglichkeit sich der Einsicht aus der Straße zu verbergen. Es gibt auch keine Hinterzimmer, dass weiß ich so genau weil wir für diese Räumlichkeiten von unserer Bank aus mal Lagepläne angefordert hatten um den Wert des Immobilienkomplexes zu bewerten. Und nach ungefähr 2 Minuten fuhren die Rolladen wieder nach oben. Das Licht im Laden war schon wieder an und ich dachte in diesem Moment, es hätte sich um einen komischen Zufall gehandelt.» Der Mann schluckte schwer und trank dann sein Glas erneut leer. «Als die Rolladen ganz nach oben gefahren waren, blickte ich in den Laden hinein. Nur der Verkäufer war noch da und putzte die Fensterscheibe seines Ladens von Innen und blickte mich ziemlich direkt an. Ich fühlte mich sofort beobachtet und brach meinen Posten ab.» führte er weiter aus und ich hörte aufmerksam zu. Zwischendurch bin ich schon dazu übergegangen und hatte mir meinen Laptop hervorgeholt um einige Dinge auf die Schnelle notieren zu können. Ich bemerkte zu diesem Zeitpunkt, das erste Mal das der Mann zu Schwitzen begann. Als er ins Hotelzimmer eintrat war das noch nicht der Fall, da war ich mir in diesem Moment ziemlich sicher. «Fahren Sie fort» bat ich ihn seine Geschichte weiter zu erzählen. «Panisch ließ ich die Zeitung fallen und ging von dort weg, eine Querstraße weiter merkte ich dass mir ein dunkles Auto mit getönten Scheiben folgte und auch ein Mann auf der anderen Straßenseite kam mir verdächtig vor. Und ich wollte diese Männer ja nicht zu Ihnen führen, daher lief ich eine ganze Weile durch die Stadt und konnte sie dann in einer Passage mit vielen Menschen abhängen. Auch wenn ich dort mit einem fremden noch einen kleinen Unfall hatte. Als ich mich aufrappelte und weiterging sah ich dass sie weg waren und nahm mir ein Taxi auf direktem Wege hier her.» führte der Mann aus und begann dann mitmal zu lachen. Ich war etwas überrascht, weil er doch die ganze Zeit eher verängstigt wirkte.
«Wieso lachen Sie?» wollte ich wissen, da stand der Mann auf und sein lachen wurde immer lauter und es schien mir fast schon ein manischer Anfall zu sein. Der Mann antwortete nicht mehr und begann unvermittelt durch das Hotelzimmer zu tanzen. Auf seiner Stirn bildeten sich Schweißperlen und liefen ihm über sein Gesicht während der tanzte und lachte und das immer lauter und intensiver. Ich legte vorsichtig meinen Laptop beiseite und war in diesem Moment ratlos. Was sollte ich tun? Grade wollte ich zum Telefon gehen um einen Arzt zur Hilfe zu rufen, da fiel der Mann mit lautem poltern auf den Glastisch mit meinen Unterlagen. Der Glastisch zerbrach unter großem Klirren und der Mann lag regungslos dort. Mir stockte der Atem. Ich ging vorsichtig zu ihm hin und fühlte an seinem Hals keinen Puls mehr. Eilig ging ich zum Telefon und rief einen Arzt und die Polizei herbei.
Notarzt und Polizei brauchten zum Glück nicht lange und ich hatte in dieser Zeit versucht den Mann wieder zu beleben. Es gelang mir sogar, seinen Herzschlag zurück zu holen. Auch wenn Mr. Henry nicht ansprechbar war. Die Notärzte transportierten ihn sofort ins Krankenhaus ab und jetzt war auch ich schweißgebadet von den Reanimationsbemühungen. Die Polizei stellte mir danach einige Fragen und länger überlegte ich hin und her, ob ich den ganzen Vorgang mit meinem Freund Piet Sullivan und dem Anwesen der Dunkins erzählen sollte. Grade hatte ich mich dazu durchgerungen neben den offensichtlichen Fakten auch die weiteren Umstände zu berichten, da kam der Kollege des Polizisten herein und brachte dem anderen etwas. Ich erkannte etwas verdächtiges. Einen Ring an seinem kleinen Finger, ich wusste in diesem Moment nicht warum es mir merkwürdig vorkam. Aber ich entschied mich dann doch zu schweigen. Zugleich wollte ich, dass sie schnell abzogen. Ich wusste nun das mein Freund Piet Sullivan höchstwahrscheinlich in größter Gefahr schwebte. Er war aus einem Laden ohne zweiten Eingang innerhalb weniger Minuten verschwunden.
Es dauerte fast 2 Stunden bis die Polizei alles aufgenommen und dokumentiert hatte. Und irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass der Mann mit dem Ring am Finger mich besonders beobachtete. ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und erhaschte dann doch noch einen besseren Blick auf seinen Ring. Es war ein Ring der an der Oberseite so eine Art Siegel trug. Es kam mir bekannt war, ein zweiköpfiges Pferd. Als die Polizei weg war und ich meine Unterlagen zusammen gesammelt hatte durfte ich in ein neues Zimmer umziehen. Ich hatte es damit sehr eilig, denn ich musste dringend meinen Freund suchen. Und es wurde langsam schon Nachmittag. Bald würde es dunkel werden und dann wäre es noch schwieriger etwas herauszufinden.
Ich schickte mir die Notizen, die ich über die Vorgänge gemacht hatte auf mein Handy und brach sofort auf. Zuvor schickte ich noch einige Informationen davon an einen befreundeten Detective bei der Kommission für Organisierte Kriminalität. Ich wollte wissen, ob das Anwesen der Dunkins mit irgendwelchen Machenschaften und Ermittlungsverfahren in Verbindung steht und wir hier in etwas hinein geraten sind, was unsere Fähigkeiten übersteigen würde. Ich wusste, dass ich ihm vertrauen und mich auf seine Antworten immer verlassen konnte. Außerdem war er auch ein guter Bekannter von Piet Sullivan und so erwähnte ich gleich, dass Piet in Gefahr sein könnte. Während ich so durch die Straßen lief und mich umschaute, überlegte ich wo ich ansetzen könnte. Da fiel mir etwas ein. Vor 2 Jahren ungefähr hatten wir wegen einer anderen Begebenheit mal unsere Handys mit gegenseitigen Trackingtools ausgestattet. Ob Piet dies auf seinem Handy noch aktiviert hatte? Ich setzte mich bei der nächsten Bushaltestelle auf eine Bank und brauchte einen Moment. Dann fand ich die Tracking – Funktionen wieder und sendete einen Ping an das Handy meines Freundes. Lange Zeit passierte nichts und ich wollte die Hoffnung schon fast aufgeben, da gab es doch eine Reaktion. Ich bekam einen Marker auf der Karte. Ich zoomte näher heran und als ich die Zusammenhänge etwas genauer betrachtete traute ich meinen Augen nicht. Jetzt war es an der Zeit schnell zu handeln. Ich rief mir eilig ein Taxi und fuhr los. Sofort musste ich zum Anwesen der Dunkins fahren um diese Vorgänge aufzudecken.

